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Kreislaufwirtschaft und der Digitale Produktpass

Björn Fanta

Erstellt am 05. Mai 2022

Research Alliances

Unternehmen stehen in der Verantwortung, ressourcenschonend und ökologisch nachhaltig zu produzieren. Im Zuge dessen, gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie. Ein technischer Lösungsansatz dazu ist der Digitale Produktpass (DPP), den auch die EU unterstützt.

 

Digitale Produktpässe gelten als „Enabler“ von digitalen Zwillingen in der Kreislaufwirtschaft und erfüllen die dafür nötigen Kriterien. Im Grunde handelt es sich um einen Datensatz, der relevante Informationen zu Erzeugnissen zusammenfasst. Dazu zählen beispielsweise: Komponenten, Materialien, (chemische) Substanzen und ebenso Daten zu Reparaturfähigkeit, Ersatzteilen oder allfälliger Entsorgung. Die Sammlung und Aggregation der Daten erfolgt aus allen Phasen des Produktlebenszyklus und deren Einsatz für verschiedene Zwecke (Design, Herstellung, Nutzung, Entsorgung).

 

RE-use, RE-furbish und RE-cycling mit dem DPP

Der Digitale Produktpass dient als Dreh- und Angelpunkt für die Zusammenarbeit entlang von Wertschöpfungs- und Lieferketten. Akteure in der Kreislaufwirtschaft treffen auf Basis gemeinsamer Informationen optimierte Entscheidungen. Firmen und Konsumenten verfügen im digitalen Austausch untereinander über jederzeit nachvollziehbare Details zu Gütern, deren Komponenten und Materialien – speziell in Bezug auf Herkunft, Produktion, Energiebilanz, CO2-Fußabruck etc.

 

Vor allem bei den auf europäischer Ebene aktuellen Themen RE-use, RE-furbish und RE-cycling spielt der DPP seine Stärke aus. Als digitaler Zwilling bildet er wie ein Inhaltsverzeichnis alle wesentlichen Informationen eines Produkts, Materials oder Ähnlichem ab und stellt somit – korrekt implementiert sowie dezentral und verifiziert – eine wichtige, verlässliche Grundlage für nachhaltige Entscheidungen dar. Damit der Digitale Produktpass auch über Unternehmens- und Systemgrenzen hinweg dieser Rolle entspricht, braucht es strukturierte Daten in einem standardisierten, vergleichbaren Format.

 

Nachhaltigkeit durch Standardisierung

Das Sammeln von Informationen in der Kreislaufwirtschaft ist aufwendig und teuer. Die Ursache hierfür liegt in einer häufig unzureichend standardisierten Kommunikation. Abstimmungen, iterative Austauschprozesse, das Transformieren unterschiedlicher Formate und das Neu-Konfigurieren von Datenkonnektoren gehören leider noch zum Arbeitsalltag.

 

Research Alliances

Doch es geht auch anders. Die technische Lieferantendokumentation von Fabasoft Approve zeigt, wie es gelingt, die Wertschöpfung zwischen Unternehmen und Zulieferern nachvollziehbar zu machen und zu digitalisieren. Fabasoft Approve ist als cloudbasiertes Dokumentenmanagement-System für die Industrie auf das Arbeiten mit technischen Daten und Dokumenten spezialisiert. Unternehmensübergreifende Prozesse vernetzen alle Projektpartner auf einer zentralen Plattform und bilden den vollständigen Informationslebenszyklus rund um Industriegüter digital ab. Das Standardprodukt lässt sich mittels Low-Code/No-Code sehr schnell an kundenspezifische Anforderungen anpassen. Zahlreiche Schnittstellen sorgen für eine einfache Einbindung in bestehende IT-Systeme (z. B. SAP). Der DPP ermöglicht eine standardisierte, korrekte und systemunabhängige Nachvollziehbarkeit im gesamten Produktlebenszyklus.

 

Erste Projekte aus der Praxis

Meiner Ansicht nach gehört derzeit die Batteriebranche zu den Pionieren der Kreislaufwirtschaft. Laut EU muss „bis zum 1. Januar 2026 jede Industriebatterie und jede Batterie für Elektrofahrzeuge, die in Verkehr gebracht oder in Betrieb genommen wird und deren Kapazität mehr als 2 kWh beträgt, mit einem elektronischen ,Record‘, dem 'battery passport', versehen sein“.[1]

 

Die Einführung des DPP kommt aber in vielen (allen) Branchen; erste relevante Anwendungsbeispiele zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks der Zulieferbranche in Österreich gibt es bereits. Unternehmen sind daher gut beraten, sich rasch mit diesem Thema einerseits in Forschung und andererseits vermehrt in Entwicklung bzw. Implementierung auseinanderzusetzen.

 

[1] Quelle: https://ec.europa.eu